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Der „Fertility Gap“: Die Lücke zwischen Kinderwunsch und tatsächlicher Kinderzahl

Liebe Leserinnen und Leser!

 

 

Frauen in Europa haben weniger Kinder als sie sich eigentlich wünschen. Dies zeigt eine neue Vergleichsstudie von Demographinnen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

 

Eva Beaujouan und Caroline Berghammer haben kürzlich den in früheren Umfragen angegebenen Kinderwunsch und die tatsächlich erreichte Kinderzahl von Frauen in 19 Ländern Europas sowie in den USA miteinander verglichen. Als Grundlage für die Studie wurden die Daten von insgesamt 12.574 Frauen herangezogen, die in den 1990er Jahren im Alter von 20 bis 24 Jahren sowie von 25 bis 29 Jahren für die „Fertility and Family Surveys“ der UN-Wirtschaftskommission für Europa nach ihrem Kinderwunsch befragt worden sind. In der aktuellen Studie haben Beaujouan und Berghammer untersucht, wie sich die damals abgefragten Zahlen zu den tatsächlichen Geburtenraten in den 20 untersuchten Ländern verhalten. Ihre Ergebnisse haben die Forscherinnen nun im Fachjournal „Population Research and Policy Review“ veröffentlicht.

 

Österreichische Akademikerinnen fallen besonders stark zurück

Es existiert eine Diskrepanz zwischen gewünschter und tatsächlicher Kinderzahl. So gaben die in den 1990ern befragten, damals 20 bis 24 Jahre alten Frauen aus Österreich an, im Durchschnitt zwei Kinder zu wollen. Wie die Geburtenraten für diese Jahrgänge heute zeigen, bekamen sie aber durchschnittlich nur 1,7. Am größten ist der Unterschied bei österreichischen Akademikerinnen: Jene, die im Alter von 25 bis 29 Jahren befragt wurden, wünschten sich im Durchschnitt 1,8 Kinder. Bekommen haben Akademikerinnen dieser Jahrgänge durchschnittlich aber nur 1,5. Bei den Frauen mit mittlerer Ausbildung (gewünscht: 1,9 / realisiert: 1,8) und niedriger formaler Ausbildung (gewünscht: 2,0 / realisiert 1,8) ist dieser Unterschied weniger stark ausgeprägt, aber dennoch vorhanden.

 

Auch unfreiwillige Kinderlosigkeit ist häufig

Einen Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit gibt es auch bei Kinderlosigkeit: So wollten in Österreich, Deutschland und der Schweiz rund fünf Prozent der befragten Frauen im Alter von 20 bis 24 Jahren kinderlos bleiben, tatsächlich ist die spätere Kinderlosigkeit mit rund 20 Prozent aber viermal so hoch. Auch in Mittel- und Osteuropa wollten ursprünglich rund fünf Prozent kinderlos bleiben, in der Realität bleiben aber etwa zehn Prozent ohne eigenen Nachwuchs.

 

Bei Akademikerinnen ist diese Lücke besonders in Österreich sowie in der Schweiz, Deutschland, Italien und Spanien am größten: Von den höher gebildeten 25- bis 29-jährigen Frauen gaben ebenfalls fünf Prozent an, keine Kinder zu wollen, tatsächlich bleiben aber 26 bis 30 Prozent im Lauf ihres Lebens kinderlos! In anderen europäischen Ländern wie Norwegen, Belgien, Tschechien und Ungarn besteht hingegen kaum ein Bildungsgefälle: Niedriger gebildete Frauen bleiben ähnlich oft kinderlos wie Akademikerinnen.

 

Maßnahmen: Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern

Am Gesamtbild ändere dies aber wenig, sagt Studien-Erstautorin Eva Beaujouan: „Akademikerinnen bleiben weitaus häufiger hinter ihrem Kinderwunsch zurück als niedriger gebildete Frauen. Deswegen sollte Familienpolitik bei ihnen ansetzen.“ Besonders Maßnahmen, die eine Kombination von Karriere und Kindern ermöglichen, seien wichtig, ergänzt ÖAW-Demographin Caroline Berghammer: „Dazu zählen ein gut ausgebautes Kinderbetreuungssystem, einkommensabhängiges Kinderbetreuungsgeld, wie es in Österreich bereits existiert, sowie eine höhere Flexibilität von Arbeitszeiten und Arbeitsort.“ Maßnahmen der Vereinbarkeit sollten auch Männer berücksichtigen, zum Beispiel durch die arbeitsmarktpolitische Förderung der Väterbeteiligung in der Familie, sind sich die Forscherinnen einig... Was uns jetzt freut, weil wir als Lebensbewegung unseren alten Kurs bestätigt sehen. Denn dies sind durchaus „frauen- und familienfreundliche“ Forderungen, die wir seit Jahrzehnten hochhalten.

 

 

Dieser Artikel stammt aus unserer Zeitschrift „lebensbewegt“, die ihr auch gerne bei uns bestellen könnt unter office@lebensbewegung.at.

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Eure Rosa Blume

 

 

 

 

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