Liebe Leserinnen und Leser!
In diesem Beitrag wollen wir euch Soforthilfe für Frauen und Männer anbieten, die nach der Abtreibung eines Kindes leiden. Betroffene haben uns berichtet, dass man sich die Abtreibung ungefähr wie einen Unfall vorstellen kann. Ein Kind stirbt. Die Mutter wird schwer verletzt, der Kindesvater leidet ebenfalls. Andere Familienmitglieder, zum Beispiel überlebende Geschwister, sind ebenso betroffen. Und genau hier setzt die Soforthilfe an.
Menschen, die sich mit einer Abtreibung auseinandersetzen, brauchen vor allem Mut. Denn es verlangt viel Mut, die Lügen der Abtreibungsindustrie sowie die Verstrickungen in seinen eigenen Lügen beziehungsweise in seiner tiefen Trauer zu durchschauen, zu begreifen und sich letztendlich davon zu lösen. Das Wichtigste und effektivste Wort für die Heilung der Abtreibungswunden lautet: JA. Schlicht, einfach, jedoch sehr wirkungsvoll. „Ja, ich will heil werden. Ja, ich bin bereit. Ich will versuchen, ehrlich zu sein.“
Kennt ihr Menschen, die gerade an den Folgen einer Abtreibung leiden? Bitte sei achtsam im Umgang mit ihnen und bedenke, dass verwundete Frauen und Männer folgende zwei Reaktionen nicht brauchen können: die Beschwichtigung und das Richten. Mit diesen beiden Reaktionen gehen meist folgende Sätze einher, die absolut unangebracht und nicht hilfreich für Betroffene sind: „Das geht vorüber.“ „Das geht allen so, aber das legt sich mit der Zeit.“ „Das ist normal, da brauchst du dir keine übertriebenen Sorgen zu machen.“ Anstelle von richten wollen und mit Ratschlägen um sich zu werfen, haben unsere Erfahrungen als Berater gezeigt, dass eines für die Betroffenen dringend notwendig ist: das Ende der Sprachlosigkeit. Es ist wichtig, den Betroffenen klar zu machen, dass sie nicht alleine mit ihrem Schmerz sind und dass es Wege für eine Heilung gibt. Es geht darum, das Geschehene zu verstehen und es in seiner Wahrheit zu interpretieren.
Die klinische Psychologin Maria Simon nennt bei der Aufarbeitung von Abtreibungswunden folgende drei Abwehrstrategien, die beim Prozess sehr hinderlich sind. Und zwar die Verdrängung, die Projektion und die Rechtfertigung. Natürlich fallen diese Abwehrstrategien sehr unterschiedlich aus und hängen stark von der jeweiligen Person und den Umständen ab.
Bezüglich Verdrängung ist zu sagen, dass das Verdrängte sich sehr wahrscheinlich auch auf körperlicher Ebene bemerkbar machen wird. Psychosomatische Phänomene und Leiden, vegetative Störungen, wiederkehrende Migräneanfälle oder therapieresistente Krankheitsformen tauchen auf und bewirken so auf hartnäckige Weise, dass das Verdrängte wieder zum Ausdruck gebracht wird.
Bei der Projektion wird die betroffene Frau versuchen, das Erlebte von sich wegzuschieben. Das erfolgt meist dadurch, dass die Schuld für die Abtreibung auf andere projiziert wird. Es ist dann nicht sie, die Schuld an der Abtreibung hat, sondern der Freund, Partner oder Familienmitglieder oder Freunde, die mit gut gemeinten Ratschlägen zu einer Abtreibung gedrängt haben. In der Beratungsstelle erleben wir beispielsweise oft, dass Frauen durch mangelnde Aufklärung von Ärzten verängstigt werden, wenn von Behinderungen des Kindes gesprochen wird oder dass der Ehemann keine weiteren oder gar keine Kinder möchte und somit enormen Druck auf die Frau ausübt. Es wird sogar mit Rauswurf aus der Wohnung gedroht und die Frauen stehen vor plötzlichen Existenzbedrohungen.
Wenn Frauen anfangen sich lautstark und öffentlich für die Abtreibung zu rechtfertigen, ganz nach dem Motto: „was andere tun, was viele tun, kann ja nicht falsch und böse sein“, stellen wir fest, dass hier meist der eigene Selbstwert und das Selbstbewusstsein der Frauen sehr leiden. Die Frauen glauben meistens nur kurz daran, dass mit diesem solidarischen Bekenntnis alles vergessen werden kann. Es mag wohl kurzfristig eine Erleichterung bringen, die eigentliche zumeist tiefe Trauer um diesen Verlust wird jedoch dadurch nur auf Eis gelegt beziehungsweise verdrängt. Eine echte Konfrontation mit dem Erlebten findet nicht statt.
Worum es bei Menschen, die unter den Folgen einer Abtreibung leiden, wirklich geht, ist den unerträglichen Schmerz zu lindern. Auf der einen Seite steht die Sehnsucht, dass der entsetzliche Schmerz endlich aufhört und auf der anderen Seite nagt die Selbstverurteilung und das schwere Schuldgefühl an diesen Menschen. Eine Heilung von davon scheint zu diesem Zeitpunkt meist undenkbar.
Ist die Abtreibung vollbracht, stehen die Frauen in der Regel alleine da. Von den jeweiligen Abtreibungskliniken ist keine weitere Betreuung, Begleitung, geschweige denn Beratung zu erwarten. Im schlimmsten Fall enden nach einer Abtreibung auch Beziehungen. Die Partner und Ehemänner ziehen sich zurück, weil sie mit dem Verlust selbst nicht zurechtkommen und auch Familienmitglieder sind nicht immer eine Stütze in dieser schweren Zeit. Die Frau ist nun also isoliert, einsam und stigmatisiert. Nichts von dem, was versprochen wurde, ist eingetroffen. Es ist passiert und nichts ist besser, es kann nicht ungeschehen gemacht werden, das Problem ist nicht weg, sondern hat noch weitere Probleme mit sich gebracht. Fragen wie: „Wo ist mein Kind? Wie konnte ich das nur tun? Wird dieser Scherz je aufhören? Ist Heilung möglich?“ nagen an den betroffenen Frauen und Betroffenen.
Eine Heilung der Abtreibungswunden ist möglich.
Es ist kein leichter Weg und dauert seine Zeit, wichtig ist dabei jedoch, dass der Schmerz nach einer Abtreibung nicht heruntergespielt wird, sondern als gesunde Reaktion auf ein krankes Geschehen gesehen und demnach entsprechend behandelt wird.
Hier 5 Heilungsschritte, die Frauen und Betroffene aufleben lassen.
Schritt 1: Die Betroffenen sagen JA zum Schmerz. Auch wenn es am Anfang zögerlich, schwach und klein ist. Es geht darum den Mut aufzubringen, den Schmerz zuzulassen und anzunehmen. Aussagen, wie: „Ja, es geht mir schlecht.“ sind unverzichtbar für die nächsten Schritte und dienen sogleich auch als der rote Faden für den Weg zur Heilung nach Abtreibungswunden.
Schritt 2: Die Betroffenen nennen das Vergangene beim Namen: ein Kind - und zwar ihr Kind - wurde durch die Abtreibung getötet. Sie konfrontieren sich mit der Wahrheit.
Schritt 3: Die Betroffenen gestehen sich ihre Schuld ein und trauern. „Ja, ich habe etwas Schreckliches getan.“ Egal ob die Schuld verdrängt, projiziert oder gerechtfertigt ist, Schuld macht auf Dauer krank und holt, wie unsere Erfahrungen in der Beratung zeigen, die Betroffenen früher oder später ein. In dieser Phase ist natürlich eine entsprechende Begleitung von geschulten Beratern wichtig, denn gerade das sich bewusst machen der eigenen Schuld kann die Betroffenen niederreißen und in eine negative Gedankenspirale runterziehen. Allerdings ist es genau dieser Schmerz der Schuld, der Erkenntnis und der Trauer, der das „Falsche“ wegnimmt, um das Rechte freizulegen und neu aufzubauen. Zusätzlich bewirkt er bei den Betroffenen meist den nächsten Schritt, nämlich die Last der Schuld endlich los zu werden.
Schritt 4: Die Betroffenen wünschen sich Versöhnung. Diese Versöhnung richtet sich hauptsächlich an das getötete Kind. Wie in den meisten Kulturen, ist der Tod eines geliebten Menschen zu betrauern. Der Schmerz über das abgetriebene Kind, das Mitleid mit dem getöteten kleinen Menschen und die Trauer über die verleugnete Elternschaft sowie das nicht mehr Umkehrbare. Heilung bedeutet all das auszusprechen. Die Betroffenen schaffen es mit viel Mut und Kraft, die Beziehung zu ihrem Baby aufzunehmen, es willkommen zu heißen, es anzunehmen und um seinen Tod zu trauern. Viele Betroffene geben ihrem Kind einen Namen um es zu verabschieden, schreiben eventuell einen liebevollen Brief, oder beten für das Kind in einer Gedenkfeier. Diese Rituale richten sich nach den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen. Zusätzlich zu der Versöhnung mit dem Kind, ist auch die Versöhnung mit anderen, dem Partner, den Eltern, den Freunden, die vielleicht zu einer Abtreibung gedrängt oder geraten haben, ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Heilung. Neben der Trauer haben aber auch andere Gefühle ihre Berechtigung wie zum Beispiel Wut auf den durchführenden Arzt, den Kindesvater oder andere. Diese Wut auszusprechen zeigt bei den Betroffenen oftmals etwas Reinigendes und geht einher mit der Bereitschaft zu vergeben. Es ist wichtig die Betroffenen gut zu begleiten, denn bleiben diese in Gefühlen der Wut, des Zorns oder des Grolls zu lange hängen oder sind fixiert und starr, bleibt der Übergang in den nächsten Schritt der Heilung aus und der Prozess stagniert.
Am schwierigsten im Versöhnungsprozess ist allerdings sich selbst zu vergeben. Für viele Betroffene ist es unverzeihlich was sie getan haben. Führt man diese Menschen jedoch behutsam und mit viel Empathie durch die einzelnen Versöhnungsangebote, ehrlich und ohne Dinge schön zu reden, öffnet sich die Bereitschaft, die Hoffnung auf Heilung anzunehmen und für sich selbst in Anspruch zu nehmen. Auch das Umfeld kann in dieser Phase von Bedeutung sein. Daher ist es wichtig, dass die Betroffenen für ein stabiles Netzwerk sorgen, das Halt gibt und zur Stärkung des Selbstwertes beiträgt.
Schritt 5: Die Betroffenen wählen das Leben, denn sie erkennen im Laufe des Heilungsprozesses, dass sie durch die Abtreibung die Liebe verletzt haben. Wäre das Kind geboren, so hätten sie in den nächsten Jahren dem Kind Liebe und Zuwendung geschenkt. Durch das Kind wäre ein Stück mehr Liebe in die Welt gekommen. Durch die Abtreibung wurde diese Liebe einfach gekappt. Die Eltern wurden um ihre von Natur aus gegebenen Fähigkeiten gebracht, Leben zu geben, Nahrung zu geben, für einander zu sorgen, zu beschützen und zu behüten. Ein wichtiger Schritt im Heilungsprozess ist es, dass die Betroffenen diese Identität der Elternschaft wieder zum Leben erwecken. Die elterlichen Gefühle und Wünsche wollen vielleicht verwirklicht werden. Da nun das abgetriebene Kind fehlt, werden Betroffene nun möglicherweise versuchen, die Zeit und Liebe, die sie dem abgetriebenen Kind gewidmet hätten, anderen oder anderem zuzuwenden. Wir haben Menschen erlebt, die anderen durch Abtreibung gefährdeten Frauen und Männern helfen. Sei es, dass sie öffentlich darüber reden oder aber auch, dass sie Beziehungen zum Ehemann, zur Ehefrau, zu Freunden oder Familienmitgliedern – zumal diese in die Abtreibung verstrickt waren – klären und radikal erneuern. Die Entscheidungen, die getroffen werden, sind in jedem Fall lebensbejahend.
Wir sind uns bewusst, dass der Weg in den Heilungsprozess mit Schmerzen und Trauer verbunden ist. Es ist schwierig wie wir von vielen Betroffenen erfahren. Es ist ehrlich und erschreckend, den Fehlern, die begangen wurden, ins Auge zu sehen. In einem sind sich die Menschen, die durch diese fünf Schritte der Heilung gegangen sind einig, dieser Weg ist auf keinen Fall so hart, wie all das, was sie vorher durchgemacht haben. Wunden werden Öffnungen, die verstehen und mitleiden lassen, Schuld wird verwandelt und das Leben offenbart sich als das, was es wirklich ist: Etwas Zerbrechliches und dennoch ein unglaublich kostbares Geschenk, das es zu hüten und zu lieben gilt.
Ich wünsche euch wie immer einen wunderschönen Abend, eine gute Nacht oder einen wunderschönen Morgen,
wann immer ihr diesen Blog lest.
Eure Rosa Blume
[Quelle: "Fünf Schritte - Die Heilung der Abtreibungswunden" von Manfred M. Müller, Immaculata Verlag]
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