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Laras Odyssee oder die „Verkaufte Braut“

 

Liebe Leserinnen und Leser!

 

 

Heute möchten wir euch die Geschichte einer jungen Frau erzählen, die wir seit längerem begleiten.  

 

Lara* (Name natürlich geändert) ist eine hübsche junge Frau mit strahlenden Augen. Sie stammt vom Balkan und ist heute eine gläubige Christin, doch das war nicht immer so. Niemand, der die 31-Jährige heute sieht, würde auf die Idee kommen, welche Odyssee sie hinter sich hat. Ihre Geschichte klingt wie die Handlung einer schwülstigen Seifenoper – doch leider sie ist wahr…

 

Mit 12 Jahren wurde sie als Ehefrau verkauft. Während des Balkankrieges kam Laras Familie nach Deutschland, wo Lara zunächst die Grundschule besuchen durfte. Doch als sie 12 Jahre alt war, fanden ihre Eltern sie alt genug, um sie zu verheiraten. Sie wurde für 7000 € Brautgeld an eine verwandte Familie verkauft und nach Roma-Tradition mit ihrem 15-jährigen Cousin verheiratet. Den deutschen Behörden gegenüber galt sie als zugereiste Verwandte (was sie ja auch war), aber natürlich nicht als Ehefrau, denn das wäre nach deutschem Gesetz nicht erlaubt gewesen.

 

Von nun an durfte Lara nicht mehr zur Schule gehen. Mit 14 brachte sie ihr erstes Kind zur Welt – eine schwer behinderte kleine Tochter, die nach wenigen Wochen starb. Ein Jahr später gebar sie einen Sohn mit der gleichen Behinderung, der vom Jugendamt sofort in eine Pflegefamilie gebracht wurde.

 

Von ihrem Ehemann geschlagen und misshandelt versuchte Lara einige Male sich das Leben zu nehmen. Schließlich brachte ihr Mann sie zu ihren Eltern zurück. Dies gilt nach Sitte der Roma als Scheidung. Bald darauf begann ihr Stiefvater sich nachts an ihr zu vergehen. Ihre Mutter tat, als merke sie davon nichts.

 

Um sich zu befreien, versuchte Lara sich als Prostituierte, doch es gelang ihr nicht sich von ihrer Familie zu lösen. Ihr Stiefvater missbrauchte sie weiterhin. Schließlich wurde Lara für 4000 € an einen neuen Mann verkauft. Doch dieser nahm Drogen, trank Alkohol und schlug Lara. Nach vier Monaten verließ sie ihn und kehrte notgedrungen zu den Eltern zurück. Die hatten inzwischen ein besonders gutes „Geschäft“ abgeschlossen – ein weiterer Mann war bereit, 15 000 € als Brautpreis für die mittlerweile 18-Jährige zu bezahlen. Lara willigte in den Deal ein, weil sie sich durch diesen Mann endlich die große Freiheit erhoffte. Zwar verlangte die Tradition seines Stammes, dass Frauen vom Hals bis zu den Zehen bedeckt zu sein hatten, also immer lange Ärmel und lange Röcke tragen mussten, aber er nahm sie nach Frankreich mit – für Lara ein Land voll ungeahnter Möglichkeiten.

 

Die Illusion währte nicht lange. Wie sich herausstellte, war ihr Mann bereits mit einer anderen Frau verheiratet – und zwar „richtig“ standesamtlich, nicht nur nach Roma-Tradition – und hatte mit dieser drei Kinder. Als Lara schwanger wurde, zwang er sie zu einer Abtreibung, denn, wie er sagte, wollte er keine behinderten Kinder mit ihr. Lara diente ihm vor allem dazu, seine Ehefrau eifersüchtig zu machen und sie nach Hause zu locken. Wobei dieses „Zuhause“ ein Wohnwagen auf einem Feld war, wo auf offenem Feuer gekocht wurde und das Wasser von weit hergeholt werden musste.

 

Die Ehefrau und die drei Kinder kamen tatsächlich zurück, und ab dann musste Lara für die ganze Familie Wäsche waschen, Holz hacken, Wasser holen und kochen. Noch schlimmer wurde es, als die Ehefrau ihren Mann neuerlich verließ. Nun ließ er seine Wut an Lara aus – er schlug sie, zog sie nackt aus und fesselte sie mit Klebeband. Sechs- oder siebenmal wurde sie in dieser Zeit schwanger, aber jedes Mal trat er sie so lange in den Bauch, bis sie die Kinder verlor. Sie versuchte mehrmals ihn zu verlassen und flüchtete in ein Frauenhaus. Doch da sie kein Französisch sprach und er ihre Ausweise beschlagnahmt hatte, konnte er sie immer wieder zurückholen.

 

2013 gelang es ihr schließlich, eine Schwangerschaft vor ihm geheim zu halten. Kurz vor dem Geburtstermin verursachte ihr Mann einen Autounfall. Er floh vor der Polizei und ließ Lara allein zurück. Dadurch wurde sie in ein Krankenhaus gebracht, wo sie ihren Sohn zur Welt brachte.

 

Da ihr Mann ins Gefängnis kam, nahm eine Schwägerin Lara und ihr Kind zu sich. Doch auch dort wurde sie geschlagen, musste als Putzhilfe dienen und hatte kaum Zeit für ihren Sohn. Als ihr Mann aus dem Gefängnis entlassen wurde, holte er sie wieder „nach Hause“. Nun schlug und misshandelte er auch das Baby und drohte es zu töten. Trotz allem konnte Lara ihn nicht verlassen, denn noch immer hielt er ihre sämtlichen Ausweise und Papiere unter Verschluss, um sie an einer Flucht zu hindern.

 

Verzweifelt suchte Lara nach einem Ausweg. Als sie das nächste Mal gemeinsam in einer Menschenmenge unterwegs waren, schrie sie um Hilfe. Die Polizei kam, doch ihr Mann packte das Kind und floh. Lara wurde in das Frauenhaus gebracht, in dem sie schon früher einige Male Zuflucht gesucht hatte. Dort konnte man ihr tatsächlich helfen, denn die Mitarbeiter hatten bei ihrem ersten Aufenthalt ihre Ausweise fotokopiert. 2015 floh sie mit dem kopierten Ausweis nach Hamburg – doch leider musste sie ihren Sohn zurücklassen. Lara ist sich darüber im Klaren, dass sie ihn vermutlich niemals wieder sehen wird.

 

In Hamburg konnte Lara zunächst bei Verwandten unterschlüpfen. Ihr Ehemann schickte aus Frankreich wütende Nachrichten und drohte, sie zu suchen und zurückzubringen. Als auch noch die Hamburger Familie davon zu sprechen begann, Lara neuerlich gegen Brautgeld zu verheiraten, war es wieder Zeit für eine Flucht.

 

Diesmal führte sie die Reise nach Wien, wo sie bei ihrer Großmutter unterkam. Sie lernte Johannes* kennen, heiratete ihn 2018 und bekam eine gesunde Tochter. Doch Lara besaß kein Aufenthaltsrecht und musste alle drei Monate in ihr Geburtsland am Balkan reisen, um von dort aus mit einem neuen Touristenvisum einzureisen. Sie und Johannes lebten sich auseinander und wohnten mittlerweile getrennt, obwohl sie nach wie vor einen freundschaftlichen Umgang pflegten.

 

Dann hatte Lara eine Affäre und wurde schwanger. Eine Freundin von ihr kontaktierte uns, die Österreichische Lebensbewegung, und fragte, ob Lara zu einer Abtreibung kommen könnte. Wir luden Lara zu einem Gespräch ein – es wurden ganz viele daraus. Im Zuge der langen Gespräche fand Lara zum Glauben an Jesus Christus und begann, daraus ungeahnte Kraft zu schöpfen. Eigentlich wollte sie die Schwangerschaft beenden und sich von Johannes scheiden lassen. Doch wir konnten die beiden davon überzeugen zusammen zu bleiben. Und dann kam die unerwartete Wende: Auch Johannes bekehrte sich zum christlichen Glauben und möchte nun mit Lara, der gemeinsamen kleinen Tochter und dem ungeborenen Sohn als Familie leben. Sie suchen wieder eine gemeinsame Wohnung. Johannes will das Baby als sein eigenes anerkennen. Sie haben sogar schon einen Namen für den Kleinen ausgesucht: Johannes Junior. Letztes Jahr in der Weihnachtszeit ist er zur Welt gekommen.

 

Diese Geschichte, so unglaublich sie auch klingen mag, ist tatsächlich wahr und Gott sei Dank gibt es auch ein Happy End. Wir durften auch erleben, dass ihr jetziger Mann ein sehr guter Mann ist und sie gut behandelt. Wir wünschen Lara von Herzen alles Gute, vor allem eine gute Zukunft mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern.

 

 

Ich wünsche euch wie immer einen wunderschönen Abend, eine gute Nacht oder einen wunderschönen Morgen, wann immer ihr diesen Blog lest.

 

Eure Rosa Blume

 

 

 

 

 

 

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