Liebe Leserinnen und Leser!
Heute geht es um ein Interview mit der Familie Holle. Diese Familie hat etwas sehr Interessantes erlebt, nämlich eine OP im Mutterleib, mehr hört ihr während des Interviews.
Tara: Guten Morgen Frau Holle. Ich habe über Ihre Geschichte gehört und zwar hier im Kindergarten von der Kindergartenlehrerin ihrer Zwillinge, die ich ja nun schon seit zwei Jahren im Englisch- Unterricht eigentlich immer dabei habe. Und sie hat mir erzählt von dem erstaunlichen Werdegang,
also nur ganz kurz wie Sie operiert wurden – es sind ja Zwillinge – in Ihrem Bauch und wie das gekommen ist. Dadurch, dass wir Frauen beraten in Not und vor allem auch Schwangere in Not, finden
wir Ihre Geschichte besonders interessant und würden uns freuen, wenn Sie uns davon erzählen könnten.
Frau Holle:
Es hat mal ganz einfach begonnen in der neunten Schwangerschaftswoche mit der Nachricht „Zwillinge“, da muss man erst einmal den Schock verkraften, dass es statt einem zwei sind, in dem Moment
Gott sei Dank noch nichts ahnend was da alles auf einen zukommt. Es war dann so in der zwölften Schwangerschaftswoche, dass sie gemeint haben, es könnten siamesische Zwillinge sein und wir
mussten uns dann für ein Krankenhaus entscheiden, AKH oder SMZ Ost. Die Entscheidung fiel auf SMZ Ost und wir hatten Glück zu guten Ärzten zu kommen, die uns dann sagten, siamesische Zwillinge
sind es nicht, aber es sind eineiige Zwillinge und es kann immer Komplikationen geben bei Eineiigen. Der Verdacht bestand schon damals, dass sich ein fetofetales Transfusionssyndrom entwickeln
könnte. Fetofetales Transfusionssyndrom heißt, dass die Kinder zwar zwei Fruchtblasen haben, aber sich eine Plazenta teilen und das kann zu einem Ungleichgewicht der Nahrung beziehungsweise des
Blutflusses führen, was uns dann leider in der 16. Schwangerschaftswoche auch bestätigt wurde und ab da begannen eigentlich die quälenden Gedanken, wenn man sich damit beschäftigt was das
eigentlich heißt; jeden Tag damit fertig zu werden, bringt man ein Kind durch, beide, keines, wie wird das ausgehen. Ich war natürlich auch frei gestellt und hatte sehr viel Zeit darüber
nachzudenken. Dazu kam extremes Erbrechen, bis zu 7 Mal am Tag. Im Nachhinein weiß ich, dass mein Körper gegen die Zwillingsschwangerschaft gearbeitet hat, weil er mitbekommen hat, was da im
Mutterleib oder was eben generell passiert. Ich wusste jeden Tag aufs Neue nicht, ob ich ins Krankenhaus muss oder nicht, ob ich Infusionen brauchen würde, um nicht auszutrocknen.
In der 16. Woche wurde uns das dann eben auch bestätigt mit dem fetofetalen Transfusionssyndrom. Man hat mir aber auch gesagt, man wartet noch zu, man schaut es sich wirklich an bis zum Schluss. Uns wurde aber schon mal der Hinweis gegeben, dass es diese Laser-Operationen gibt. Ich habe begonnen, mich sehr viel damit zu beschäftigen und sehr viel darüber zu lesen und ich habe dann auch schon gewusst, dass in Deutschland diese Operationen durchgeführt werden, genauso wie in Belgien.
Ich musste sowieso wöchentlich einmal, manchmal sogar zweimal pro Woche zur Ultraschall-Kontrolle, weil bei Zwillingsschwangerschaften das in solchen Fällen sehr engmaschig kontrolliert wird. Bei der Kontrolle ist dann aufgefallen, dass es definitiv so ist. Man sieht das dann, dass bei dem Kind, das zu viel bekommt, die Menge an Fruchtwasser viel zu groß ist. Man sieht es auch beim Bauch, dass der auf der einen Seite ziemlich gewölbt ist und auf der anderen Stelle, wo das zweite, schwache Kind liegt, sehr flach ist. Ich hab das auch schon gespürt oder mitbekommen auf Grund dessen was mir die Ärzte gesagt haben.
Tara:
Wie haben Sie das gespürt?
Frau Holle:
Ich habe es einfach gespürt, wenn ich so gelegen bin im Bett und ich gesehen habe, dass der Bauch auf der einen Seite total niedrig ist vom Fruchtwasser und auf der anderen Seite eben diese Wölbung hat. Durch das ständige Erbrechen war mir natürlich schon klar, dass mein Körper versucht, sich dagegen irgendwie zu wehren. Der Arzt hat uns dann auf den Herrn Doktor Klaritsch in Graz hingewiesen, der spezialisiert ist auf Zwillingsschwangerschaften mit extrem hohem Risikofaktor und der führt eben diese Laseroperationen durch. Uns wurde dann sofort eine Überweisung dorthin geschrieben. Wir sind dann auch dorthin gefahren im Glauben, dass am nächsten Tag diese Laseroperation stattfinden wird.
Herr Doktor Klaritsch hat sich das ganze per Ultraschall angeschaut mit einem zweiten Arzt. Es war dann aber Gott sei Dank so, dass er ehrlicherweise gesagt hat, ich hätte eine Vorderwandplazenta und er hätte das zwar schon öfters gesehen, er hat jedoch nicht das entsprechende Ärzte-Team hinter sich. Weil ich eine Vorderwandplazenta habe, braucht man nicht einen geraden Laser, der durch die Bauchdecke geschoben wird, sondern einen, der eher einem Schirm ähnelt. Die Spezialisten dafür sind in Belgien, in Löwen, wo er das eben jahrelang auch an der Uni erprobt und selbst erlernt hat. Es wäre besser, dort direkt hinzufahren. Ich habe ihn dann gefragt, wie viel verbleibende Zeit jetzt noch ist und er hat mir dann mitgeteilt, dass eigentlich gar keine Zeit mehr ist.
Tara:
Das war in welcher Woche?
Frau Holle:
Das war in der 19. Woche + 3 Tage. Er meinte dann, es wäre empfehlenswert mal zu schauen, wann morgen
ein Flug nach Belgien geht. Ich habe dann mein Reisebüro kontaktiert. Er hat dann auch sofort Kontakt aufgenommen mit dem Herrn Doktor Jan Deprest in Belgien, wo er das gelernt hat und der ist ja
auch eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Er hat mir aber auch mitgeteilt, dass nur 60-65% Überlebenschance für die Kinder besteht und selbst wenn sie durchkommen, dann ist es zwar so, dass durch
dieses Veröden der Blutgefäße die Chancen steigen, wenigstens ein Kind durchzubringen, es jedoch für mich durchaus auch lebensbedrohlich werden kann wegen Blutvergiftungen und so
weiter.
Ich habe eigentlich keine Sekunde daran gezweifelt, ob ich die Operation machen werde. Für mich war klar, dass ich da jetzt durch muss, mit all meiner Kraft und dass ich das durchstehen werde für meine Kinder und dass ich einfach kämpfen werde und nicht einfach kampflos aufgeben werde.
Ich habe dann auch tatsächlich an dem Tag den Flug gebucht. Der Arzt hat veranlasst, dass die ganzen Unterlagen schon in das Krankenhaus in Belgien geschickt worden sind.
Wir sind nach Hause, ich habe am Heimweg die Tickets geholt, dann Koffer gepackt und am nächsten Tag sind wir in den Flieger gestiegen nach Belgien. Ich war damals in der 19. Schwangerschaftswoche + 4 Tage. (…)
Soweit heute zum Interview über diese sehr spannende Geschichte mit der Familie Holle wie die Zwillinge durchgekommen sind. Den nächsten Teil des Interviews und wie es weitergeht in Belgien dann mit der Operation erfährt ihr dann nächste Woche.
Bis dahin wünsche ich euch einen wunderschönen Abend, eine gute Nacht, einen wunderschönen Tag!
Eure Rosa Blume
Da wir auf Spenden angewiesen sind, würden wir uns sehr freuen, wenn ihr uns mit einer kleinen Spende unterstützen würdet. So helft ihr uns auch die Qualität des Blogs und des Podcasts aufrecht zu erhalten.
Wir haben uns auch etwas für unsere monatlichen Unterstützer des Blogs und Podcasts überlegt:
5€ - eine eigens entworfene und handsignierte Postkarte 1x/Jahr und unser dankbares Herz.
10€ - eine persönliche Botschaft von uns Mitarbeitern im Audioformat 2x/Jahr
25€ - eine persönliche Botschaft von uns Mitarbeitern im Videoformat 2x/Jahr
50€ - persönlicher Kaffeeplausch 1x/Jahr bzw. Einladung zu einer Veranstaltung.
Vielen Dank!