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Herausforderungen bei Liebesbeziehungen mit Kindern - Interview mit dem Weißen Kreuz 3

Paar mit Kindern by Shutterstock
Paar mit Kindern by Shutterstock

Liebe Leserinnen und Leser!

 

Heute geht es mit dem 3. Teil des Interviews mit dem Weißen Kreuz über die Herausforderungen von Liebesbeziehungen mit Kindern weiter!

Viel Freude beim Lesen!

 

 

Dorothea: Lieber nicht verheiratet sein, wenn man nicht ganz hundertprozentig überzeugt ist. Das war dann aber irgendwie kein Thema mehr. Das war wirklich schön. Ich habe dann auch wirklich zu Gott gesagt, du musst mir jetzt wirklich auch den inneren Frieden geben, sonst mache ich das nicht, weil ich muss es ja nicht machen. Es fehlt mir ja nicht noch irgendwas zum Leben. Dann habe ich eben so ein bisschen mit Gott verhandelt und dann war es irgendwie auch schnell klar. Ich denke, es ist auch wichtig, dass man da auch ehrlich zu sich selber ist und sich sagt, was braucht man denn zum glücklich Sein? Da gibt es ja auch dieses tolle Buch "Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest". Ich denke, da ist schon auch was Wahres dran, wenn man in sich selbst ruht, bei sich ist, dann kann man sich glaube ich schon ziemlich viel trauen.

 

Martin: Was auch sehr spannend ist im Aufbau der Beziehung, es gibt ja auch den Ausspruch, dass der Partner sozusagen auch der beste Freund ist in einer Ehe. Meine Frau hat immer gesagt, ich kenne dich jetzt zwei Jahre, aber meine beste Freundin kenne ich schon 20 Jahre. Bis du mal diesen Status erreichst, hast du noch einiges an Zeit vor dir. Und das stimmt eigentlich schon. Eine Beziehung mündet ja nicht gleich in eine Ehe und ist natürlich auch nicht gleich auf dem Level einer guten, langjährigen Freundschaft. Das ist auch schön, dass wir im Laufe der Zeit gesehen haben, dass sich das auch wie bei einer normalen Freundschaft entwickelt, sodass wir jetzt nach 12 Jahren wirklich auch sagen können, wir sind wirklich auch beste Freunde.

 

Barbara: Was mich auch interessieren würde und was ich auch von Paaren kenne, die sehr lange schon zusammen sind und wo dann vielleicht auch schon Kinder dabei sind: Viele haben dann das Gefühl, dass sie eher nebeneinander leben, eher wie Bruder und Schwester und gar nicht mehr wie ein Liebespaar. Habt ihr im Laufe der Zeit irgendwann gemerkt, dass sich so etwas Bruder-Schwester-Ähnliches einschleicht und die Paarbeziehung dabei irgendwie ins Hintertreffen gerät?

 

Martin: Ja natürlich ist das so, gerade auch mit kleinen Kindern haben wir das auch so erlebt. Wichtig ist, dass man da wirklich auch Freiräume bekommt als Paar. Gute Freunde haben uns jetzt etwas Nettes geschenkt: "Macht mal ein Romantik-Dinner und wir passen auf die Kinder auf". Es ist denke ich wichtig, dass man das dann auch aktiv angeht und sich auch als Ehepaar Zeiten sucht, damit man diese Liebesbeziehung auch pflegen kann.

 

Barbara: Das heißt, ihr habt das dann irgendwie geschafft, dann auch wieder in die Liebesbeziehung hinein zu gehen oder war euch das von vornherein auch klar, dass ihr darauf auch achten müsst?

 

Dorothea: Ja, ich glaube schon, weil wir bei unserer Hochzeit doch schon relativ alt waren.  Dadurch wussten wir, wenn sich das dann einschleicht, dass wir da wirklich auch darauf achten müssen. Es ist auch immer wieder spannend, sich Freiräume zu schaffen. Wenn wir zum Beispiel nicht weggehen können, dann bestellen wir uns eben was und machen einen Filmabend zu Hause, aber die Kinder sind dann gefälligst im Bett. Also wir versuchen dann eben so ein bisschen kreativ zu werden.
Es gibt dann aber auch Paare, die überhaupt sagen, wir sind grundsätzlich eher so das Arbeitsteam oder das Geschwisterteam. Es gibt tatsächlich Paarbeziehungen, die auf dieser Ebene bleiben und für die das auch total befriedigend ist und die glücklich sind. Also es kommt immer darauf an, wie man als Paar ist, wollen wir grundsätzlich eine Liebesbeziehung oder sind wir so das Arbeits-Beziehungs-Team und in unserem Fall waren wir uns da einfach schon einig, was wir wirklich möchten, schon bevor wir geheiratet haben. Ich glaube das ist auch ganz wichtig, damit man dann auch wieder zurückkommt zu der Beziehung, die man ursprünglich haben wollte.

 

Barbara: Du hast nun schon die Idee mit dem Essen-Bestellen genannt, aber was gäbe es sonst noch für Möglichkeiten für die Leute, die jetzt zuhören?

 

Dorothea:  Ich denke, es ist wichtig, sich zu überlegen, wo sind grundsätzlich Zeiten und Momente, wo wir Kraft und Liebe mit und füreinander schöpfen. Vielleicht kann man sich diese Dinge einmal aufschreiben und sich bewusst machen, unabhängig davon, wie die Situation gerade ist und dann versuchen anzupassen, beispielsweise bei der Arbeitszeit. Wenn man zum Beispiel Gleitzeit hat, dass man vor der Arbeit noch schnell gemeinsam wo einen Kaffee trinken geht oder beispielsweise auch einen Babysitter organisiert, damit man mal wieder ins Kino gehen kann. Wenn zum Beispiel keine Eltern da sind, die mal die Kinder übernehmen könnten, dann hat man vielleicht Freunde, die mal ein paar Stunden auf die Kinder aufpassen könnten – wie es eben auch in meinem Fall ist, meine Mutter ist schon relativ alt und kann dementsprechend auch nicht mehr so gut auf die Kinder aufpassen. Also vielleicht, dass man einfach mal so tut, als hätte man keine Kinder, als hätte man ganz viel Zeit für die Beziehung und dann all die Dinge, die einem einfallen einfach mal aufschreibt und dann versucht anzugleichen. Ich denke, es ist wichtig, dass man trotzdem nicht zurückschraubt, sondern stattdessen einfach schaut, wo man im Alltag vielleicht anpassen kann.

 

Martin: Ein Punkt, der auch noch wichtig ist: Kinder erleben Eltern ja nur in der Elternrolle und weniger in der Liebesbeziehung und Kinder können das ruhig auch erleben, dass Eltern in einander verliebt sind und sich küssen und umarmen. Oft gibt es dann so Hemmschwellen, ah da sind die Kinder und dann fassen wir uns halt nicht so sehr an und vielleicht kann man da auch etwas im Denken ändern, dass die Kinder das ruhig sehen können, dass man ein Liebespaar ist.

 

Barbara: Wie war das denn bei euch, Ernst und Brigitte?

 

Ernst: Im Rückblick habe ich den Eindruck, jedes Kind hat uns verändert. Was wir nie gemacht haben, wir haben uns nie als Mama und Papa angeredet, generell nie, wir hatten den Eindruck, dass die Qualität der Zeit wichtiger war als die Quantität. Ich denke, das ist ein sehr wichtiger Punkt, dass wir uns immer wieder auch die Zeit genommen haben, beispielsweise eine halbe Stunde lang gemeinsam einen Kaffee zu trinken.

 

Brigitte: Zu unserer Zeit gab es noch das Fremdwort Kassette und unsere Kinder mussten eine Kassettenlänge ins Bett und das haben sie auch gerne gemacht und wir haben die Zeit jeden Tag für uns gehabt. Das war wirklich klasse.

 

Ernst: Und die Kassettenlänge konnten wir bestimmen.

 

Brigitte: Ich hatte auch nie das Gefühl, dass die Kinder zwischen uns als Ehepaar stehen. Ich hatte es sehr gerne, wenn wir als Familie etwas unternommen haben, da habe ich mich jedes Mal aufs Neue in Ernst verliebt, weil ich gesehen habe, wie sehr er seine Kinder liebt und wie er mit ihnen umgeht. Er war Papa und ja, das war mein Mann und das war so schön, dass uns die Kinder eigentlich nie als Liebespaar auseinander gebracht haben, ganz im Gegenteil. Das waren die Punkte, die uns noch mehr zusammengeschweißt haben. Ich kann zum Beispiel auch gar nicht so gut verstehen, warum man zum Beispiel auf Urlaub fährt und die Kinder nicht mitnimmt. Das gehört für mich einfach zusammen. Zu dem Punkt mit dem als Liebespaar vor den Kindern auftreten, da hatte ich eigentlich nie ein Problem damit. Wir haben uns umarmt, geküsst – die Kinder haben vielleicht manchmal „wäääh“ gesagt, aber das war uns egal oder sie wollten dann auch Gruppenkuscheln und kamen zwischen uns, sogar jetzt ist das manchmal noch so. Es war einfach so eine natürliche Sache, dass ich jetzt nicht sagen könnte, dass uns als Liebespaar irgendwas gefehlt hat. 

 

Ernst: Wir hatten jeden Abend ein Ritual und wir haben das einfach gemacht, weil es gutgetan hat, aber im Rückblick habe ich den Eindruck, dass das sehr positiv war. Wir haben nach dem Abendessen immer eine Abendandacht gemacht. Wir sind mit den Kindern zusammengesessen, sind dann bewusst vom Esszimmer ins Wohnzimmer gegangen, haben uns da hingesetzt und das war dann die Zeit mit den Kindern, also das war ihre Zeit und das war auch ganz wichtig für sie, bis sie Teenager waren und es zeitlich nicht mehr ging. Manchmal ging das sehr lange, manchmal waren es nur 5 Minuten, manchmal aber auch eine ganze Stunde. Das war sehr flexibel und es wurden alle möglichen Themen besprochen, politische, religiöse Erziehung, aber auch Sexualerziehung, also da war alles eingebettet. Unsere Kinder sind auch relativ früh ins Bett gegangen und da waren wir auch sehr konsequent. Da war ich auch sehr froh darüber und natürlich konnten wir das am Anfang auch noch mit ihnen machen und deshalb haben wir auch viele Abende für uns gehabt. Die Kinder haben dann eine Kassette im Bett gehört oder geplaudert und irgendwann war Schluss und sie sind eingeschlafen. Das hat dann wiederum uns wieder Entspannung gegeben. Natürlich haben wir das so nicht geplant, aber im Rückblick kann ich sagen, dass uns das sicher hilfreich war.

 

Barbara: Eure Kinder sind ja schon alle erwachsen, alle sind außer Haus und haben auch selber schon Familien gegründet. Zuerst steht ja immer die Kindererziehung im Vordergrund, aber für viele Paare ist es sehr schwer, wenn sie merken, wir sind ja jetzt nur noch zu zweit. Und das ist ja wirklich ein schwieriger Moment in einer Paarbeziehung, wo es ja de facto viele Paare gibt, die nicht mehr wissen, was sie miteinander anfangen sollen. Ich nehme mal an, dass das bei euch wohl eher weniger der Fall war, weil ihr eigentlich immer darauf geschaut habt, dass ihr etwas miteinander anfangen könnt oder habt ihr das doch auch als eine schwierige Zeit erlebt?

 

Brigitte: Also ich kann es nur aus meiner Sicht sagen, aber jedes Mal wenn etwas Neues auf mich zukam, habe ich vorher schon ein bisschen darüber nachgedacht und geplant. Es war genauso, als das letzte Kind dann in den Kindergarten gekommen ist. Ich bin nach Hause gekommen, ich habe geheult, aber ich hatte sofort einen Plan in der Hand was meine Zeit nun ausfüllen würde. Genauso haben wir das auch gemacht, als die Kinder aus dem Haus waren. Es war für uns schon etwas Besonderes was wir jetzt alles tun konnten und wir haben schon Dinge geplant. Ich liebe Alltag sowieso und durch unseren Job waren wir sowieso immer sehr beschäftigt, wir hatten auch immer sehr viele Gäste, also unser Leben war nie langweilig und wir planen jetzt in der Pension eine dreimonatige Auszeit die heißt „Ich bin mal weg“. Wir lieben es, noch einmal etwas zu tun, etwas Verrücktes zu tun, was wir ja nicht konnten in der Zeit, als wir Kinder zu Hause hatten oder als wir gearbeitet haben. So verrückte Sachen haben wir eigentlich immer wieder gemacht.

 

Ernst: Ich denke aber, dass es schon Umbruchsphasen gab, also es ging sicher nicht von heute auf morgen, es war auf jeden Fall eine Umstellung. Als die Mädels außer Haus waren, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es je einen Mann geben könnte, der sie so gut versorgen kann wie ich als ihr Vater. Das war für mich schon ein Loslassen und auch ein Prozess, als dann der erste Enkel kam und dann wieder ein Prozess, als er dann ein Teenager wurde, nun ist er schon 23. Das sind denke ich schon Prozesse, die etwas verändern. Ich denke, dass man das auch zulassen muss. Ich bin sehr dafür, dass man das nicht abkürzt oder quasi verbiegt, sondern stattdessen Orientierung findet. Zudem verändern wir uns ja auch, ich bin ja nicht derselbe wie mit 30 oder mit 25. Auch Frauen verändern sich, da müssen wir Männer einfach durch.

 

Barbara: Ich finde ja, man könnte es theoretisch auch sportlich sehen. Es gibt Männer, die suchen sich halt immer eine neue Frau, man könnte aber bei der eigenen bleiben und einfach die Veränderungen mitmachen, dann hat man auch immer wieder eine neue Frau. Man macht es sich in dem Sinn eigentlich leichter, weil man hat nicht den Stress, dass man eine ganz neue Frau kennenlernen muss, sondern man muss nur die eigene Frau nochmal neu kennenlernen.

 

Ernst: Wir sagen auch immer wieder in Eheseminaren, dass jede Ehephase Ressourcen schafft für die nächste Ehephase.

 

Das war der 3. Teil unseres Gesprächs über die Herausforderungen in Liebesbeziehungen mit Kindern.

Nächste Woche geht es dann zum 4. und letzten Teil!

 

Viel Freude!

Eure Rosa Blume