Liebe Leserinnen und Leser!
Heute wollen wir mal zu einem etwas, wie soll ich es sagen, praktischerem Thema kommen und zwar Sexualität in der Schwangerschaft oder um die Schwangerschaft herum, also auch nach der Geburt aber vor allem in der Schwangerschaft – Mythen und Fakten. Die heutige Folge mache ich wieder gemeinsam mit Weißem Kreuz und freue mich sehr, dass der Martin und der Ernst wieder da sind, und genau, lieber Ernst, wir haben da letztes Mal als wir darüber gesprochen haben, bist du auf diese Idee gekommen, dass wir eine Folge machen über „Sexualität – Mythen und Fakten“ also was glauben die Leute oder gerade auch Männer, wovor haben sie Angst in der Sexualität während der Schwangerschaft und welche Ängste sind berechtigt, welche sind eigentlich ein Mythus, der sich mit der Zeit aufgebaut hat wo, wie auch immer und eigentlich überhaupt nicht nötig ist. Bitte.
Ernst: so meine Erfahrung und von der Beobachtung her sind manche Männer sehr irritiert, wenn die Frau schwanger wird. Viele Männer wissen gar nicht, was im Körper von der Frau vorgeht, hängen Mythen nach oder Fehlinformationen und dann belassen damit die Beziehung aber nicht nur die Männer zum Teil auch die Frauen, dass sie irgendwo ängstlich werden, Angst vor, was könnte ihr passieren, wenn ein Geschlechtsverkehr stattfindet und damit dann Irritationen stattfinden und dann das Pärchen blockiert wird und nicht mehr vorwärtskommt miteinander. Ich denke, dass eines von den größten Problemen ist zu wenig Information, was geschieht jetzt, was geschieht körperlich, was geschieht in der Seele den beiden, macht etwas mit beiden und wie kann man das kombinieren miteinander, dass es eine gute Art und Weise gibt. Es gibt tatsächlich Veränderungen in der ordentlichen Art und Weise, in der massiven Art und Weise. Ich denke an meine eigene junge Ehe zurück, an die erste Schwangerschaft bei uns. Es war für uns eine große Frage, niemand hat uns gesagt, was man darf, was nicht. Wir waren selber sehr irritiert, wie sollen wir jetzt umgehen damit und dann sukzessive durch einlesen, Gespräche waren damals sehr schwierig, also haben wir hauptsächlich durch einlesen Orientierung gefunden.
Barbara: was waren das für Ängste die ihr damals hattet?
Ernst: einerseits war die Frage von bei Männern, was mache ich kaputt, wenn es Geschlechtsverkehr gibt und was könnte kaputtgehen. Männer oder wir haben damals nicht gewusst wie die Entwicklung ist, wie groß der Fötus ist, zu welcher Zeit, ja. Auch die Distanzen, ganz technisch gesprochen, die Distanzen nicht gewusst.
Barbara: zum Muttermund auch.
Ernst: genau ja, die Abläufe und dann war die Angst da, was passiert hier auch Frage die Form vom Geschlechtsverkehr von Stellungen usw. Waren Fragen, was darf man noch, was nicht. Bei der, also jetzt bei meiner Frau z.B. war die Sorge da, was geschieht mit ihr und mit dem Baby, ja, und da waren die Ängste schon sehr hoch, ja. Also wenn ich jetzt zurückdenke das war sehr sehr belastend, für die Sexualität war es belastend, weil auf der einer Seite war es schön ein Baby zu bekommen, auf der anderen Seite diese Frage, was geht kaputt, ja.
Barbara: und was geht kaputt, welche Antwort habt ihr gefunden?
Ernst: Hmmm
Barbara: geht überhaupt irgendwas kaputt? Das ist die eigentliche Frage? Geht etwas kaputt?
Ernst: ich staune darüber, Gott hat es so gut gemacht, da geht nichts kaputt, ja. Also die Sorge ist völlig überflüssig.
Martin: es gibt keine Schäden fürs Baby
Ernst: und auch für die Frau nicht und für den Mann nicht, ja
Barbara: genau
Ernst: höchstens das
Barbara: kurz vielleicht auch für die Aufklärung, auch für die Anatomie, weil wir das kurz vorher gesprochen haben, wegen dem technischen Grund. In einer Schwangerschaft ist, in einer normalen Schwangerschaft, der Muttermund so stark verschließt, die Gebärmutter so stark, dass der Mann da gar nicht hinkommt. Das heißt, auch die Spermien können gar nicht dorthin kommen. Wenn das so wäre, dann ist es nicht das Problem der Sexualität sondern dann gibt’s ein anderes Problem, das man untersuchen müsste, aber unter normalen Umständen, in einer normalen Schwangerschaft, also sagen wir mal 90 bis wahrscheinlich 95% aller Schwangerschaften ist es eigentlich kein Problem. Also nur mal um diesen Mythos mal aufzuklären, weil der Muttermund sich so stark verschließt während der Schwangerschaft und der Muttermund erst gegen das Ende der Schwangerschaft aufgeht und soweit ich weiß ist es sogar auch gut, wenn gerade gegen Ende der Schwangerschaft eine große Sexualität auch stattfindet, weil die Spermien auch helfen, dass die Wehen einsetzen, gerade, wenn der Geburtstermin näher rückt und die Schwangerschaft für die Frau beschwerlicher wird, ist es ein gutes Hilfsmittel um zu verhindern, dass die Wehen dann später vielleicht künstlich eingesetzt, also eingeleitet werden müssen, da ein bisschen durch die Sexualität nachzuhelfen. Aber das ist eine, also die Spermien oder die Sexualität, ich weiß nicht ob es wirklich die Spermien sind oder die Sexualität oder beides zusammen sind ein natürliches Wehen - Auslösungsmittel gegen Ende der Schwangerschaft, nicht während der Schwangerschaft.
Ernst: wir dürfen nicht vergessen, die Gebärmutter, die bildet das Fruchtwasser und das Fruchtwasser muss ja abgedichtet sein. Das heißt der Muttermund verschließt so eindeutig, dass kein Fruchtwasser austreten kann und dann damit ist die Sicherheit sehr hoch
Barbara: ja gut da ist so wie so eh noch die Fruchtblase
Ernst: auch noch, ja das kommt alles dazu, ja. Also da muss man keine Sorge auch in die Richtung
Barbara: also anatomisch steht dem nichts im Wege
Ernst: genau
Barbara: welche Ängste sind denn noch da? Vielleicht die Infektionsgefahr, oder…
Martin: ja das habe ich auch schon gehört, ja, dass da die Angst war oder so was, durch den Geschlechtsakt oder so, dass die Infektionsgefahr entstehen kann oder so was und was eigentlich auch ein Mythos ist, genau, dass da nicht entsteht
Barbara: also für das Kind wahrscheinlich nicht, weil dann geschützt ist. Für die Frau ist die Gefahr genau so groß wie vor oder nach der Schwangerschaft, weil natürlich die Männer…also das ist eine hygienische Frage und auch eine Frage der Treue, dass man dann keine also treuer Mann wird, braucht sich keine Sorgen machen wegen Infektionsgefahr für seine Frau. Ein untreuer Mann wahrscheinlich schon, oder eine untreue Frau, ist ja beides. Genau, das ist ja wahrscheinlich auch so ein Mythos. Was gibt es noch für Mythen? Welche habt ihr noch?
Ernst: Die eigentliche Schwierigkeit, aber es ist kein Mythos, sondern Realität ist die enorme Umstellung, die verändert im Wesen der Frau etwas, was aus meiner Beobachtung da werden die Frauen etwas ängstlicher oder schützender. Bei meiner Frau war, dass so was… Autofahren, wir durften nicht mehr schnell fahren, die Angst da war, es könnte ein Unfall passieren, was vorher nicht der Fall war. Ich denke solche Ängste. Die sind eh gut so. Es geht ja darum, dass die Verantwortung übernommen wird und in diesem Prozess, vor allem beim ersten Kind und die hormonellen Umstellungen, die müssen auch bewältigt werden. Wir kennen es vom Essen her, dass, was weiß ich, sauer und süß kombiniert wird usw. und die Gefühle kommen auch durcheinander ja. Für manche Männer ist aus meiner Beobachtung heraus nicht ganz einfach mit dem zurechtzukommen. Vor allem wenn’s, nicht jede Frau reagiert gleich aber vor allem wenn die Wechsel sehr stark sind und dann solche Wellen Bewegungen daherkommen, dann können manche Männer schon völlig durcheinanderkommen. Wie kommt man da zurecht damit, ja. Weil mal Himmelhoch jauchzend oder mal Tode betrübt, ja. Und das innerhalb ganz kurzer Zeit diese Wechsel vor allem in der ersten Zeit. Die machen es schon mühsam. Wie habt ihr das erlebt? Ihr seid noch näher dran, als ich.
Martin: ja, jetzt nicht ganz so konkret oder so was. Also mein Frau ist jetzt nicht der ängstliche Typ oder so was. Also in dem Bereich nicht so erlebt, dass sie sehr stark darauf geachtet hat oder so oder da Ängste jetzt hätte. Also…
Barbara: und die Hormonwechsel oder Stimmungswechsel
Martin: eh, die Stimmungswechsel…ich find…also es ging noch bei ihr. Also ich hätte es mir ärger jetzt erwartet, weil ich es so gehört hab und so was, aber es war jetzt nicht ganz so stark gewesen, vor allem also
Barbara: also mit anderen Worten, es hilft wenn man das schlimmere erwartet, dann ist man sehr glücklich für einen Moment wenn es nicht ganz so schlimm ist und vorbereitet wenn es auch so ist.
Ernst: das ist ein guter Satz
Barbara: also am besten mit dem schlimmsten rechnen und aufs weniger Schlimme hoffen, man kann positiv überrascht sein. Wie habt’s ihr euch darauf vorbereitet, auf die Schwangerschaft eurer Frauen? Also gar nicht wahrscheinlich, aber…
Ernst: also wir haben uns beim ersten Kind gar nicht vorbereitet wobei wir sprechen ja natürlich von fast 40 Jahren zurück als wir unser erstes Kind bekommen haben. Für mich als…
Barbara: gut, bei Frauen an sich die Hormone ändern sich in 40 Jahren nicht so bei uns Frauen.
Ernst: nein aber die Gesellschaft hat sich verändert. Heute wird viel mehr vorbereitet
Barbara: die Gesellschaft
Ernst: Heute wird viel mehr vorbereitet, viel mehr bekannt als damals und vieles hat sich sehr positiv entwickelt. Aber ich kann mich erinnern, als wir z.B. zu so einem Schwangerschaftsturnen gingen, war ich der einzige Mann, kam mir so blöde vor ja, als einziger Mann unter den Frauen dabei zu sein war mühsam.
Barbara: das stelle ich mir vor
Ernst: Hab mir nirgends Informationen holen bei Männern ja. Da wollte keiner darüber reden. Da ging man einfach durch. Das war schwierig, ja. Bei anderen Kindern, dann ging‘s dann gut. Fünf Jahre später das zweite bekommen und
Barbara: eine Kurze fünfjährige Erholungspause
Ernst: ja das war’s wirklich, bei uns war wirklich diese erste Geburt in vielen Bereichen war‘s ein kleiner Schock, ja. Auch die Verantwortung zu realisieren ein Kind in die Welt zu stellen. Das hat uns schon zu schaffen gemacht, ja. Ich war damals in einer Studentenbewegung, Studenten und Unruhen uns so usw. in Europa, in verschieden Orten hat es gebrannt und gekracht und wir haben uns schon mal die Frage gestellt und ich als Mann habe mir die Frage gestellt: ist es verantwortungsvoll ein Kind in die Welt zu stellen oder verantwortungslos. Und darum fünf Jahre Zeit, ja. Und dann klappt es wieder, ja.
Barbara: verstehe und wieviel Kinder habt’s ihr?
Ernst: wir haben drei Kinder
Barbara: ihr habt drei Kinder, ist eh wenig. Ich bin das dritte von vier.
Martin: wir haben nur zwei, also
Barbara: gut aber ihr hab noch Zeit, ihr könnt noch welche kriegen. Vom Ernst sind schon die Großeltern, eh die Enkel
Ernst: die sind schon da, ja. Aber ich denke die, oder auch in den Gesprächen heute mit Männern, die Sorge stückweit auch für die Psyche ja: wie kann ich diese Verantwortung wahrnehmen, ich möchte Verantwortung übernehmen, die ganze Reihe, die das vom Herzen wollen, ja und durch zu wenig Information oder Fehlinformation dann irritiert sind eben, was wir schon gesagt haben, was darf man, was darf man nicht.
Barbara: …und was rätst du solchen Männern?
Ernst: also ich empfehle Männern, dass sie mitgehen zum Gynäkologen, dass der Gynäkologe dann sagen kann, wo steht diese Schwangerschaft. Aus meiner Beobachtung hilft’s Männern sehr viel ein Ultraschallbild oder ein Film zu sehen, ja. Gibt’s ja Techniken, dass man Fötus in 3D erstellen kann, ich kenne Männern, denen das eine Hilfe war, ja, dies mal zu realisieren, diese Größenverhältnisse und dann mit dem Gynäkologen abzusprechen, Gynäkologe weiß noch ein Modell dort, so 1 zu 1, ja, dass Paare so quasi auch optisch wahrnehmen können, wie sind diese Größenverhältnisse usw. und er eine Hilfestellung geben kann, wo die Grenzen sind, falls z.B. Krankheiten oder medizinische Komplikationen gegeben wären, also z.B. wenn der Muttermund etwas offen wäre, wie kann man damit umgehen, was kann man tun, was könnte man z.B. als Schutz in die Scheide geben und solche Sachen. Damit einfach Sicherheit entsteht. Das würde ich sehr empfehlen. Dass ein Mann mitgeht, dass ein Gespräch stattfindet, und aus meiner Beobachtung heraus, ergibt sich dann eine hohe Sicherheit. Wenn man den Rahmen kennt und sich innerhalb dieses Rahmens, sowohl Mann als auch Frau bewegen kann. Und dann könnt ihr es genießen.
Martin: So habe ich das auch erlebt, ich war bei beiden Kindern beim Gynäkologen dabei und meine Frau hat das auch sehr geschätzt, dass ich mitgegangen bin. Für sie also auch so eine Sicherheit geben, ich kümmere mich darum, mich interessiert das. Ich übernehme Verantwortung. Und das war auch schön gewesen, beim zweiten Sohn, ist der erste Sohn auch mitgekommen. Und der war da fünf Jahre und hat das im Prinzip auch von Anfang an miterlebt. Als dann der Fötus 3cm war, und konnte es auch auf dem Ultraschall sehen. Und das war als Familie etwas gemeinsam Schönes gewesen.
Ernst: Und die Bilder haben heute ja schon ein tolle Qualität.
Barbara: Jaja, oh ja, das ist eh ein Wahnsinn. Das hat sich extrem entwickelt. Gibt es noch einen Tipp für Männer, die Verantwortung übernehmen wollen, sich aber unsicher sind, weil sich auch die Frau so stark verändert? Und gar nicht wissen, wie passe ich jetzt in das Puzzle hinein? Und wie kann ich jetzt da Verantwortung übernehmen?
Ernst: Ich denke ein Teil an Problematik und an der Problemstellung ist, dass durch diese Hormonumstellungen dann, da wird deutlich, dass wenn wir nicht reden konnten vor der Schwangerschaft, dann wird’s jetzt wahrscheinlich zu massiven Problemen kommen, also das jetzt der Streit und Aggression zunimmt, auf der einen Seite sucht die Frau ja jetzt Sicherheit, gehst du jetzt mit mir mit, bist du noch bei mir, der Körper verändert sich usw. Bin ich noch attraktiv für dich, und auf der anderen Seite bringen diese Unsicherheiten, und wenn da nicht vorher gelernt worden ist, miteinander zu reden, dann wird es jetzt kritisch. Dann kann man Dinge nicht mehr aussprechen, und dann verletzt man sich sehr, ja. Man zieht sich zurück und das wäre schade. Jetzt wäre ja auch die Phase, es entsteht neues Leben, sich in der Beziehung zu vertiefen. Zueinander, zusammen zu wachsen. Ich glaube ein entscheidender Punkt ist, können wir reden miteinander. Vor der Schwangerschaft, ja, damit wir in diesen Turbulenzen noch zurechtkommen miteinander.
Barbara: Also es offenbart sich, was man vorher nicht wahrhaben wollte. Also die Konfliktpotentiale.
Ernst: Genau, oder auch was man zum Teil über Sexualität verdrängen konnte vorher. Wenn der Sex halbwegs gut geklappt hat. Und von dort seinen Schluss zieht, die Beziehung ist sowieso in Ordnung. Und jetzt kommt das ganze System durcheinander. Und jetzt kristallisiert sichs in der Kommunikation, jetzt können wir nicht mehr reden, oder nur schwer miteinander reden. Dann würde ich empfehlen, dass sehr schnell Hilfe in Anspruch genommen wird. Ein Stückweit die Herzen wieder reden zu lassen. Dass das Vertrauen wieder gestärkt wird zueinander, weil jetzt braucht das die Frau ganz stark, und die Reflexion der Frau, wenn es ihr gutgeht, die hilft dem Mann wieder Sicherheit zu bekommen. Von da her würde ich empfehlen ganz schnell ein Gespräch in Anspruch zu nehmen.
Barbara: Und wie ist das mit der Sexualität nach der Schwangerschaft also nach der Geburt? Da gibt es ja auch ganz unterschiedliche Varianten, die ja auch davon abhängen, wie die Geburt verlaufen ist. Also wenn die Geburt gut verlaufen ist, und alles intakt ist, und nichts genäht werden muss, keine Komplikationen waren oder kein Kaiserschnitt war, oder auch bei der natürlichen Geburt alles gut gelaufen ist, ist es ja normal und es dauert auch nicht lange, es ist immer eine Frage des Paares auch, aber eine gewisse Zeit soll man ja auch warten nach der Geburt. Also zumindest bis mal alles raus ist, der Geburtsrest, wenn es eine natürliche Geburt war, beim Kaiserschnitt wird eh alles rausgeholt, bis der Mutterkuchen und alles raus ist. Bis die Blutung abgeklungen ist, weil da ja eigentlich Infektionsgefahr besteht und weil nach der Geburt ja alles offen ist. Aber wie war das bei euch? Was habt ihr alles mitbekommen? Welche Ängste hattet ihr? Und was habt ihr mitbekommen, dass es ein Blödsinn ist? Und was hat sich als Klug erwiesen?