Liebe Leserinnen und Leser!
Heute geht es weiter mit dem dritten und letzten Teil des Interviews zu Sexualität und Schwangerschaft - Mythen und Fakten!
Barbara: Diese Phase hat jede Beziehung, wo man den anderen einfach nicht mehr sehen kann oder sich denkt, oh, bitte nerv mich nicht, lass mich in Ruhe meine Sachen machen. Aber das ist so die dritte Phase auf dem Weg zur wahren Liebe in Wirklichkeit. Und da trennen sich die meisten Paare, aber genau diese Phase, ohne diese Phase würde es nie zur wahren Liebe kommen.
Ernst: Es geht nicht tiefer.
Barbara: Es geht nicht tiefer. Weil durch diese Phase muss man durch. Weil in der vierten Phase ist dann diese Phase wo man sozusagen dann irgendwann nach Jahren, wo man sich dann gedacht hat, oh mein Gott, der geht mir so auf die Nerven, sich dann denkt, naja eigentlich sind wir doch ein ganz gutes Team und dann zum Schluss eben wirklich diese wahre Liebe, wo man den anderen dann wirklich annimmt, so wie er ist mit allen Schwierigkeiten. Es kann natürlich dann zu einem Streit kommen, aber man weiß, ja, dass Paare, die nie streiten, eigentlich die schlechtere Beziehung haben, und Paare, die streiten eine gute Beziehung haben.
Ernst: Streit ist nicht das Problem. Wir legen ins unseren Seminaren ganz viel Wert darauf, dass eine gute, eine gelingende Beziehung bedeutet von Krise zu Krise Vertrauen aufbauen. Das Erleben, in der Krise verlässt mich der andere nicht. Er bleibt bei mir, wir können miteinander reden, wir können unsere Gefühle austauschen, nicht nur die Gedanken. Und das schafft Vertrauen, ja. Ulrich xxx…ein Paartherapeut, die haben eine Untersuchung gemacht und die haben kontrolliert bzw. versucht zu schauen und zu analysieren was Paare zusammenhält. Sie haben festgestellt, die romantische Liebe hält Paare nicht zusammen. Sondern die Beziehungsfähigkeit hält zusammen. Und Beziehungsfähigkeit und da bin ich auch sehr dankbar dafür, kann jeder Mensch lernen, die romantische Liebe ist ein Gefühl. Kommt geht und so weiter. Also verliebt sein und all diese Dinge.
Barbara: Das kommt auch wieder später einmal.
Ernst: Ja, sie kann ja später auch wiederkommen. Kann nicht permanent sein, verliebt sein, weil es Stress bedeutet. Biochemisches „Verliebt sein“ ist Stress.
Barbara: Es ist eine Angstreaktion eigentlich. Biochemisch gesehen ist die „Verliebt sein“ Phase eine Angstphase.
Ernst: Das ist ein guter Gedanke, ja genau. Und das blendet auch ganz viel aus.
Barbara: Verliebt sein und diese Schmetterlinge im Bauch sind eigentlich ein Alarmsystem. Da geht ein Alarmsystem an, Vorsicht, der kann mich verletzen. Achtung Gefahr ist in Verzug. Das ist sehr spannend.
Ernst: Aber das überlagern wir ja dann positiv. Durch den Reiz.
Barbara: Genau, aber es ist der gleiche Thrill, es ist das Gleiche, wie wenn man auf die Bühne geht vor einem Konzert. Die Nervosität. Oder wenn jemand Fallschirm springt. Darum gibt es so viele Extremsportler. Die suchen alle diesen Kick und das ist eigentlich die biochemische Angstreaktion. Das gleiche ist Verliebt sein.
Ernst: Ja und das ist entscheidend wichtig, dass wir den Fokus drauflegen, Beziehungsfähigkeit können wir lernen. Ich bin 46 Jahre verheiratet und trainiere immer noch an der Beziehungsfähigkeit. Weil immer, wenn wir der Meinung waren, wir haben es gelernt, haben wir uns verändert. Wir bleiben ja nicht konstant. Und wenn du fragst, wie man es lernen kann, also, wenn Brigitte, meine Frau hier wäre, dann würde sie das sagen, was ich vorhin auch gesagt habe, Wertschätzung und Anerkennung, die man sich gegenseitig gibt. Du bist es mir wert, dass ich dir zuhöre, du bist es mir wert, dass ich auf deine Argumente hinhöre, du bist es mir wert, dass ich darüber nachdenke, was dich bewegt, bis hin zu Sexualität. Du bist es mir wert als Frau, damit ich mit dir zum Gynäkologen gehe usw. Sehr praktisch, ja. Oder bei Kindern, Kleinkindern, du bist es mir wert, dass ich mich etwas zurücknehme als Mann zum Beispiel. Und nicht permanent Sex fordern will, oder was weiß ich. Und diese Wertschätzung und Anerkennung, die ist quasi das Fundament, das trägt das Miteinander, ein Leben lang.
Martin: Wir sind ja auch in einer Gesellschaft, die viel kritisiert und wenig wertschätzt. Und gerade um dem entgegen zu gehen und wirklich bewusst drauf zu achten, dass man den Partner, oder sich jeden Abend zum Beispiel zwei oder drei Dinge sagt, was man an ihm wertschätzt. Das macht schon extrem viel aus bei einer Beziehung.
Barbara: So eine Art Beziehungs-Dankbarkeitstagebuch, für sich selbst, damit man auch das Positive sieht. Vielleicht auch gemeinsam eines führen, jeden Abend wofür man dankbar ist, in der Familie, in der Beziehung, was heute geschehen ist. Zeit zu finden, für das was man gut findet.
Ernst, Martin: Ja genau.
Martin: Das schafft ja Vertrauen auch, in dem man das macht und fällt es auch viel leichter wenn man vielleicht mal kritische Dinge hat von dem anderen. Dass man das dann anspricht. Aber wenn die Wertschätzung vorher nicht da war, dann geht das nicht wirklich, dann geht der Schuss nach hinten los.
Ernst: Es gibt da so die Regel, dass ein Mehrfaches an Lob notwendig ist, damit eine Kritik wahrgenommen werden kann. Also wir brauchen viel mehr Lob, damit wir Kritik annehmen können und wir sind so sparsam mit Lob.
Barbara: Das stimmt. Es gibt da auch diese Tipps im Umgang mit Männern, so in etwa: wenn du willst, dass sich ein Mann nicht ändert, dann kritisiere ihn. Wenn du willst, dass er sich ändert, dann lobe ihn.
Ernst: Du hast schon vieles gelernt.
Barbara: Man muss sich mit diesen Dingen auseinandersetzen, auch mit Beziehungsthemen, weil Schwangerschaft, auch bei Schwangerschaftskonflikten ist im Grunde genommen meistens ein Beziehungskonflikt dahinter. Nicht nur, es sind schon oft auch äußere Umstände, aber es ist sehr, sehr oft, ein Beziehungskonflikt. Die Ängste der finanziellen Sachen sind ja schon auch real sind, aber es kommt halt immer auf die jeweilige Situation an. Aber meistens händelbar, meistens kann man einen Weg finden, und die finanziellen Konflikte relativ leicht lösen. Manchmal muss man sich ein bisschen mehr einschränken, und seinen eigenen Perfektionismus zurückschrauben. Oft, wenn das finanzielle nicht mehr überbleibt, ist es sehr oft der Beziehungskonflikt. Es muss nicht der Beziehungskonflikt mit dem eigenen Partner sein. Es kann auch ein Konflikt mit den Eltern sein. Oder Ängste von früheren Beziehungen. Das kann auch sein. Oder Familienkonflikte, die über Generationen weitergegeben werden. Wo man eigentlich eh den perfekten Partner hat, den man sich immer gewünscht hat und dann kommt auf einmal dieses neue Leben und dann kommen diese Dinge hoch.
Ernst: Mit dem ganzen System also. Und das könnte bei Erstschwangerschaften ganz stark zu tragen kommen, weil sie zuerst einmal ganz stark irritiert.
Barbara: Ja das stimmt, das ist klar. Da ich 3 Brüder habe, und sie sind alle drei sehr gute Väter, und Ehemännern, konnte ich das sehr nah beobachten. Auch hier gab es Konflikte vor allem beim 1. Kind, mit unseren Eltern, dieser ist hochgebrochen, der sich witziger Weise beim 2. Kind gelegt hat. Beim 1. Kind war die Unsicherheit so groß, Vater zu werden und wie soll ich das Kind jetzt richtig erziehen und diese Ängste. Einerseits hat man ja die eigenen Kindheitserinnerungen, die da hochkommen, vor allem die Negativen, oder wie war der eigene Vater. Wie wurden wir erzogen? Was war gut, was war nicht gut?
Ernst: Die Modelle, die man erlebt hat, kommen ganz stark zu tragen.
Barbara: Die Erstreaktion ist die Erlernte.
Ernst: Und das kann man als Krise sehen, oder als Chance. Wenn man es als Chance sehen kann, um etwas anzugehen, ich denke, bei uns in die Beratung kommen immer wieder Paare, die sagen, solange wir keine Kinder hatten, gings gut, und quasi, was müssen wir mit den Kindern tun, dass es uns wieder gut geht. Und nach ein, zwei Gesprächen ist klar, es liegt nicht an den Kindern, die Kinder haben nur etwas ans Licht gebracht, was in der Beziehung ja schon da war. Oder wenn man Hilfe in Anspruch nimmt in diesen Bereichen, dann kann relativ schnell gut geholfen werden. Weil nicht zu lange gewartet wird.
Barbara: Also wenn sich der Konflikt nicht manifestiert. Und man da dann gar nicht mehr rauskommen kann oder will. Ich würde das jetzt so stehenlassen. Wir haben ja doch schon sehr lange darüber gesprochen. Vielleicht werden wir das Thema in einer anderen Folge wiederaufnehmen. Es gibt ja noch so viele Themen die wir zu besprechen haben und die wir aufzunehmen haben. Deswegen würde ich sagen, machen wir für heute Schluss und lassen es dabeistehen. Habt ihr noch ein Schlusswort?
Ernst: Ich würde Sie zu dem Bereich Wertschätzung und Anerkennung ermutigen. Dass sie vor der Ehe trainiert wird. Also Männer zu Frauen und Frauen zu Männern. Vor der Schwangerschaft und nach der Schwangerschaft auch. Dieses einander zusprechen, du bist mir wertvoll und wichtig, usw. Das Dankbarkeitstagebuch, was du vorher erwähnt hast, finde ich zum Beispiel eine tolle Idee.
Barbara: Ich mache das seit fast einem Jahr jeden Abend. Ich habe mittlerweile das Vierte glaube ich.
Ernst: Das finde ich sehr positiv. Das stärkt und ermutigt.
Barbara: Egal wie der Tag war, man kann besser schlafen. Ich liege im Bett und habe daneben auf dem Nachtkästchen mein Dankbarkeitstagebuch. Ich habe meine Füllfeder. Dann schreibe ich das Datum und schreibe wofür ich heute dankbar bin. Schreibe einen kleinen Brief sozusagen und dann merke ich im Revue passieren lassen, was alles gut war, weil ich bewusst nur die guten Dinge schreibe. Mittlerweile ist es sogar so, dass ich auch zu Dingen, die nicht so gut waren danke sage, oder was für mich schmerzlich war, weil irgendwie verändert das etwas in einem. Und es ist egal wie der Tag war, man führt Dankbarkeitstagebuch und es ist ein guter Abschluss für den Tag. Man kann sofort gut ins Bett gehen. Und es verändert die ganze Sicht auf den Tag. Und meistens ist es nur 1 Seite in einem kleinen Heft, das ich schreibe, und das ist sogar schon das vierte oder fünfte Heft, ich bin mir nicht mehr ganz sicher.
Ernst: Toll.
Barbara: Und ich glaube so etwas auch für die Beziehung zu machen, einerseits jeder für sich selbst vor allem bei großen Konflikten ist es vielleicht schwierig gerade am Anfang, dass man das gemeinsam macht aber das zumindest jeder für sich selbst ein Tagebuch schreibt um da hinein zu kommen und das zu lernen. Es reicht sich vorzunehmen, ok ich sage 3 Sachen, und 3 Sachen suche ich die am Tag gut waren, und das findet man immer. Letztes Mal war es bei mir zum Beispiel, danke, dass ich heute aufgestanden bin. Ich habe in einer schweren Krise damit angefangen, mein damaliger Verlobter hatte Schluss gemacht mit mir und ich war immer noch im Schockzustand, ich wollte jedoch nicht da drinnen verharren. Es reicht mir jetzt, ich habe keine Lust mehr 1 Jahr in Trauer zu leben und ich möchte raus. Dann habe ich ein Mentaltrainerbuch gelesen, und bin dadurch dann auf die Idee gekommen ein Dankbarkeits- und Erfolgstagebuch zu lesen.
Ernst: Schön.
Barbara: Und seitdem mache ich das eigentlich und es hat mir sehr geholfen. Am Anfang als ich sehr geschockt war, waren Kleinigkeiten, die ich reingeschrieben habe, ich habe es geschafft, heute die Wäsche zu waschen zum Beispiel. So ganz kleine Dinge eben.
Ernst: Aber eben auch bei einer schwierigen Schwangerschaft oder Geburt könnten diese Dinge ebenfalls helfen. Heute geschafft, Wäsche zu waschen. Das ist ein Erfolgserlebnis.
Barbara: Ja, oder ich hatte heute einen guten Tag. DANKE dafür. Oder am Anfang war es nur, danke, dass heute die Sonne scheint. Oder halt irgendetwas banales. Es reicht etwas Kleines, also die Latte nicht zu hoch ansetzen. Manchmal gibt es Tage, da bin ich viel zu müde, da schreibe ich dann nicht so lange. Und manchmal gibt es Tage, da könnte ich Seitenweise reinschreiben, wofür ich heute dankbar bin. Aber ich glaube, dass es gut ist, dass auch zu üben, als Einzelperson damit auch anzufangen, vielleicht während der Beziehung oder während der Schwangerschaft schon und dann irgendwann einmal auch als Paar anzufangen. Man muss auch das Danke sagen erstmal lernen.
Ernst: Kleiner Tipp für Männer. Ihr könnt das auch im Telegramm Stil machen.
Barbara: Natürlich, eine Liste. Oder man kann sich ein Whiteboard hinhängen und dann schreiben Dankbarkeit heute…und dann wieder wegwischen.
Ernst: Ich habe mal jemanden gehabt, die haben eine Strich Liste gemacht.
Barbara: Da ist vollkommen in Ordnung, wie das geführt ist,…ist ja egal.
Ernst: Weil du gesagt hast, dass du dann manchmal ganze Seiten füllen kannst. Vielleicht eher etwas von der weiblichen Seite.
Barbara: Manchmal schreibe ich dann halt wirklich nur 1 Seite oder 1 Zeile bzw. 1 Sache. Das Gute an der Sache ist und daher glaube ich, dass es für ein Paar gut sein könnte, wenn es einem schlecht geht, kann man mal zurückblicken, was eigentlich alles gut war.
Ernst: Man kann quasi auf Ressourcen zurückgreifen.
Barbara: Oder auch ein Erfolgstagebuch für die Beziehung, was haben wir denn eigentlich schon alles geschafft.
Martin: Und das Tolle finde ich, ja, das wäre jetzt ein gutes Beispiel dafür, was Gehirnforscher schon längst herausgefunden haben. Dass eingebrannte Bahnen, negative Gedanken, oder man sieht nicht weit, dass das wirklich verändert werden kann. Und das fängt meistens mit einem Wort an wofür man dankbar ist und dann kann es weitergehen so wie du beschrieben hast, dass du seitenlang schreiben könntest. Dann werden auch die Gedanken in eine andere Richtung gelenkt. Und das ist auch bei dem Thema Mythen oder Fakten, also Mythen können dann abgelegt werden, in dem Bereich, dass man auch wirklich zu dem Wahren hinkommt. Ja und das ablegen kann diese Mythen.
Barbara: Schafft euch ein Buch an und schreibt was ihr gut findet am anderen. Die Bedingung alles muss in Dankbarkeit formuliert werden.
Ernst: Super!
Martin: Oder eine Excel Tabelle.
Barbara: Dann ist es wieder im Computer. Das ist dann viel zu aufwendig. Da musst du dann wieder etwas öffnen. Also schreibt eine Dankbarkeitsliste. Dass ist dann gut damit anzufangen meistens. Und dann merkt man, es gibt doch so viel wofür man dankbar ist. Genau, das ist unser Tipp für euch.
Und damit wünsche ich euch einen wunderschönen Abend, eine gute Nacht, oder einen wunderschönen Morgen.
Eure Rosa Blume