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Unerwünschte Mädchen

 

Liebe Leserinnen und Leser!

 

 

Heute möchten wir euch eine Studie von Daniel Driza präsentieren.

 

Zu wenige neugeborene Mädchen in Indien – und das bereits seit Jahrzehnten! Ende August 2020 hat eine Publikation in der Fachzeitschrift "Plos One" [1] einer internationalen Forschergruppe das Thema erneut in den medialen Fokus gerückt. Modellrechnungen der Forscherinnen und Forscher haben ergeben, dass in Indien zwischen 2017 und 2030 wahrscheinlich fast sieben Millionen weibliche Babys zu wenig geboren werden könnten – Ursache sind gezielte Abtreibungen von Mädchen. Es ist zu befürchten, dass die Tendenz bei den absoluten Zahlen leider sogar steigend sein wird: die durchschnittliche Anzahl fehlender Geburten von Mädchen in Indien wird im Zeitraum zwischen 2017 und 2025 entsprechend den Berechnungen der Forscherinnen und Forscher bei etwa 469 000 pro Jahr liegen. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahl der fehlenden Geburten von Mädchen in den Jahren 2026 bis 2030 sogar auf 519 000 ansteigen wird.

 

Die gezielte Abtreibung weiblicher Föten ist immer noch erschreckend verbreitet in Indien
Obwohl es in Indien eigentlich verboten ist, den Eltern das Geschlecht ihres ungeborenen Kindes mitzuteilen und es einige landesweite Kampagnen zur Rettung von Mädchen gibt, ist die gezielte Abtreibung weiblicher Föten in Indien immer noch erschreckend verbreitet. Eine Bevorzugung von Buben ist in Indien kulturell verankert. Neben dem Umstand, dass Söhnen gesellschaftlich oft ein höherer Stellenwert zuerkannt wird als Töchtern, hat die selektive Abtreibung von Mädchen für indische Familien aber nicht selten auch wirtschaftliche Gründe. Beim Verheiraten der Töchter entstehen deren Familien oft hohe Kosten, weshalb Töchter häufig als wirtschaftliche Last betrachtet werden.

 

Töchter werden häufig als Last betrachtet, Buben hingegen als Versorger im Alter
Traditionell soll die Braut eine hohe Mitgift in die Ehe mitbringen und obwohl auch das seit Jahrzehnten bereits verboten ist, hält sich dieser Brauch hartnäckig in der indischen Gesellschaft. Während sich also die Eltern von Töchtern nicht selten für die Mitgift verschulden müssen, bringen Söhne potenziell eine Mitgift in den elterlichen Haushalt, wenn sie heiraten. Zudem werden Söhne traditionell als Versorger der Eltern im Alter gesehen, da Töchter nach der Heirat oft zu den Schwiegereltern ziehen, während die meist bei den Eltern bleibenden Söhne sich bis ins Alter um diese kümmern können.

 

Vernachlässigung von Mädchen in deren ersten Lebensjahren als weiteres Problem
Neben der pränatalen Geschlechterselektion tragen auch Kindstötungen bereits geborener Mädchen sowie tendenzielle Vernachlässigung von Mädchen mit dazu bei, dass es zunehmend zu wenige Frauen in der indischen Gesellschaft gibt. Denn auch wenn Mädchen geboren werden, sterben zu viele von ihnen nach nur wenigen Lebensjahren, weil sie weniger zu essen bekommen und seltener medizinische Versorgung erhalten als Buben. Die zugrundeliegenden gesellschaftlichen Ursachen sind wohl sehr ähnliche wie bei der gezielten Abtreibung von Mädchen.

 

Zunehmender Frauenmangel lässt schlimme Folgen für die kommenden Jahrzehnte befürchten
Die Problematik, dass es deutlich zu wenige Geburten von Mädchen gibt, lässt sich auch in anderen Staaten beobachten, vor allem in China, wo eine kulturell begründete Bevorzugung von Buben in unheilvoller Verbindung mit der jahrzehntelang betriebenen „Ein-Kind-Politik“ ebenfalls zu ansteigender selektiver Abtreibung von Mädchen geführt hat. Einige der wahrscheinlichen Folgen solcher demografischen Fehlentwicklungen sind jedenfalls nicht nur besorgniserregend, sondern könnten sich ganz konkret im Leben vieler Frauen in betroffenen Gesellschaften furchtbar auswirken. Es werden in den kommenden Jahrzehnten aufgrund des zunehmenden Frauenmangels wohl viele Millionen Männer im heiratsfähigen Alter keine Partnerin finden können. Eine weitere Zunahme von Gewalt gegen Frauen, Menschenhandel (insbesondere Frauen- und Kinderhandel), sowie sexuelle Ausbeutung ist zu befürchten. Das gesamte Ausmaß der künftigen Auswirkungen jenes Ungleichgewichts zwischen den Geschlechtern auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik ist dabei noch gar nicht voll absehbar.

 

Ich möchte euch zu bedenken geben, dass dieser Frauenmangel tatsächlich eine sehr große Problematik ist, auch auf unserem Kontinent. Auch in Europa gibt es selektive Abtreibung aufgrund des Geschlechts. Beispielsweise steigen die Zahlen in Belgien drastisch an, aber auch im Rest Europas sind ähnliche Tendenzen zu beobachten.

 

Ich wünsche euch wie immer einen wunderschönen Abend, eine gute Nacht oder einen wunderschönen Morgen, wann immer ihr diesen Blog lest.

 

Eure Rosa Blume

 

 

 

Quellen (jeweils zuletzt aufgerufen am 26.10.2020)

 

(1)           https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0236673

(2)          https://science.apa.at/rubrik/kultur_und_gesellschaft/Studie_Millionen_weniger_Maedchen_in_Indien_wegen_Abtreibungen/SCI_20200820_SCI39351351656049876

(3)          https://science.orf.at/stories/3201412/

(4)          https://www.tt.com/artikel/30747918/sieben-millionen-weniger-maedchen-in-indien-wegen-abtreibungen

(5)          https://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsselektive_Abtreibung#Indien

(6)          https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Geschlechterverteilung

(7)          https://www.suedwind-magazin.at/maedchen-unerwuenscht

 

 

 

 

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